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Vogelkundliche Exkursion ins Vorarlberger Rheindelta

Am 27.09.2009 fand - wie jedes Jahr zur Zugzeit - die vogelkundliche Exkursion des NABU-Kreisverbandes ins Vorarlberger Rheindelta unter der Leitung von Herbert Fuchs statt. Es war Traumwetter angesagt an diesem Wahlsonntag und so verhielt es sich dann auch, als sich die Teilnehmer um 8:30 Uhr an der Stadthalle Balingen versammelten. Wer nicht schon vorab sein staatsbürgerliches Recht per Briefwahl wahrgenommen hatte, kam sozusagen direkt von der Wahlurne zum Treffpunkt. 10 interessierte Vogelgucker machten sich nun voller Erwartung auf den Weg nach Bregenz, um dort auf rastende und durchziehende Vögel zu treffen, von denen viele hier im Zollernalbkreis eher selten anzutreffen sind.

Einen Café-Aufenthalt und knapp 3 Stunden später stellten wir unsere Autos am Parkplatz am linksrheinischen Flussdamm ab. Jetzt wurden die Spektive und Ferngläser ausgepackt, noch schnell ein kleines Vesper eingenommen oder den Rucksack aufgeschnallt und los ging's. Gleich nach dem Parkplatz bot sich die Gelegenheit in die erste Bucht zu schauen und die Ferngläser auf Reiher- und Kolbenenten zu richten; ein Graureiher saß gelassen in einem Baum, so dass jedes Detail in Ruhe gut zu studieren war.

© Foto: H.Fuchs © Foto: H.-M.Weisshap © Foto: H.Fuchs © Foto: H.Fuchs

Der Weg führte nun auf den Damm hinauf, den wir bis zu seinem Ende, ca. 5 km weiter draußen im Bodensee, nicht mehr verließen. Entlang des gesamten Dammes hatten sich viele Stauden des Sommerflieders angesiedelt, die mit den letzten Blüten ihrer Sommerpracht immer noch viele Schmetterlinge anlockten. So konnten wir hier einige Exemplare des wunderbar orangegelben Postillons beobachten, auch Distelfalter und Tagpfauenaugen waren noch in großer Zahl unterwegs. Gerade beim wandernden Distelfalter ist es doch immer wieder faszinierend, wie neben frischen, intensiv gefärbten Exemplaren auch einige "Flugveteranen" mit mehreren tausend Flugkilometern auftraten, die Flügel ausgefranst und oft mit nur noch wenigen Farbschuppen. Auf den trockenen Steinen des Dammes ließ sich auch der nicht so häufige Mauerfuchs betrachten. Admiral, Großer und Kleiner Kohlweißling rundeten das Bild der späten Sommerfalter ab.

© Foto: H.-M.Weisshap Doch eigentlich waren wir wegen der Vögel gekommen. Durch die lange Trockenperiode waren die Überflutungsflächen, die den Rhein am Anfang noch begleiteten, fast trocken und so hielten sich hier auch kaum Vögel auf. Doch bald zeigten sich einige Gänsesäger auf Nahrungssuche oder sie saßen ruhend auf den Schlickflächen und immer wieder Alpenstrandläufer dazwischen. Ein paar Großmöwen waren ebenfalls anwesend, bei deren genauer Bestimmung angeregt diskutiert wurde. War es nun eine Steppenmöwe oder ein Mittelmeermöwe? Eine manchmal schwierige Bestimmung, da in den Schlichtkleidern bzw. den ersten Jugend- und Winterkleidern die Unterscheidungsmerkmale nicht einfach zu erkennen sind. Zusätzlich fanden sich noch die kleineren Lachmöwen zahlreich ein. Weitere Vögel, die vor allem am Beginn des Dammes beobachtet werden konnten, waren Zilpzalp, Grünling, Rohrammer, Drosselrohrsänger, viele Bachstelzen und zur Freude der Teilnehmer auch ein paar Bartmeisen, die vor allem durch ihre feinen, hohen Stimmen auf sich aufmerksam machten. Sogar ein Steinschmätzer zeigte sich in seinem Schlichtkleid.

Der Damm zog sich doch länger hin als allgemein erwartet und so waren wir froh, an seinem äußersten Ende ausruhen und das mitgebrachte Vesper auf den warmen Felsen im Sonnenschein einnehmen zu dürfen - in fast mediterranem Klima noch Ende September am Bodensee.

© Foto: H.-M.Weisshap © Foto: H.-M.Weisshap © Foto: H.Fuchs

Der Rückweg führte uns zuerst wieder den Damm entlang und dann um die angrenzende Lagune. Von diesem Weg aus ließen sich wieder zahlreiche Enten, vor allem eine große Anzahl von Kolbenenten, sowie Reiherenten, Pfeifenten, Schnatterenten, Stockenten und Spießenten beobachten. Auf den Steininseln ruhten Kormorane, Blässhühner, Schwäne und viele der zahlreichen Kolbenenten, deren Schönheit sich erst bei einem Blick durch das Spektiv erschloss. Überhaupt war das Spektiv bei den doch mitunter größeren Entfernungen zu bevorzugen und viele Bestimmungen wurden erst durch dieses möglich. So auch bei der Frage, ob die zu sehende Limikole ein Knutt oder ein Kiebitzregenpfeifer sei - ein junger Knutt war es dann schließlich.

© Foto: B.Pehlke © Foto: H.-M.Weisshap © Foto: H.-M.Weisshap © Foto: B.Pehlke

Neben den Graureihern konnten auch der etwa gleich große Silberreiher sowie der nur halb so große Seidenreiher gesehen werden, und sie machten uns die Freude, sich fast nebeneinander aufzustellen, so dass der Größenunterschied offenkundig war. Neben den Alpen-
strandläufern stocherten ebenfalls Flussregenpfeifer, Bekassinen und ein Grünschenkel auf der Suche nach Nahrung im seichten Wasser herum bzw. suchten den Spülsaum ab. Vervollständigt wurde die Artenliste durch Haubentaucher, Eichelhäher, Rabenkrähe, Elster sowie einige Mehl- und Rauchschwalben.

© Foto: H.-M.Weisshap Zum Ende des Tages wurde noch der Rohrspitz aufgesucht, um dort die untergehende Sonne, hervorragende Pizza und andere Speisen zu genießen. Auf dem Weg dorthin hatten wir das große Glück, über 30 Große Brachvögel bei der Futtersuche auf einer Wiese zu beobachten - ein richtiges Highlight zum Ende des tollen Ausflugs. Bei Tisch wurde noch über Beobachtungsmerkmale gefachsimpelt und mitgebrachte Bestimmungsbücher machten die Runde am Tisch. Spät, doch sehr zufrieden kamen die Teilnehmer nach langer Heimfahrt dann wieder zuhause an und vermutlich wird mancher im nächsten Jahr wieder dabei sein.

Bericht: Hans-Martin Weisshap
Fotos: Brigitte Pehlke, Hans-Martin Weisshap und Herbert Fuchs


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