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Markierter Gänsegeier auf der Deponie "Tonnenmoor" bei Vechta (Niedersachsen)


Am 23. Juni 2013 gegen 06:30 Uhr entdeckt Herbert Schrama den jungen Geier auf der Deponie. Am 24. Juni informiert er Ludger Frye vom NABU Lohne und seither ist der Aufenthalt auf ornitho.de bestens dokumentiert. Mit seiner Erlaubnis werden die wesentlichen Informationen und einige Bilder hier im Zusammenhang dargestellt.

Am 24. Juni 2013 können Ludger Frye und Imme Wichelmann den Geier eine halbe Stunde lang beobachten:
Frye schreibt in ornitho.de: "Immaturer Gänsegeier MIT FLÜGELMARKEN: gelbe Flügelschilder mit schwarzem Code: LN2 sowie Metallring linker Tarsus; ruhend auf Hügel der ehem. Deponie, teils gehasst von einem Mäusebussard; flog dann ein kurzes Stück weiter und verschwand hinter Hügel; eigene Fotos und Video angefertigt und Code abgelesen." Quelle: ornitho.de

 
Fotos: Ludger Frye, 24.06.2013

 
Fotos: Imme Wichelmann, 24.06.2013

Imme Wichelmann hat sogar zwei kleine Filme gedreht und uns zur Verfügung gestellt. Mit einem Klick auf das jeweilige Bild beginnt der Download.

 


Film 1
(7,7 MB)

 


Film 2
(6,6 MB)

Spannend war zum einen die Frage, woher der Geier stammte, zum anderen, ob er sich wohl noch länger dort aufhalten würde und wenn ja, wie er sich ausreichend versorgen könnte.

Am 25. Juni 2013 können Ludger Frye und viele andere Beobachter den Vogel über 2 Stunden lang beobachten. Frye schreibt in ornitho.de: "Flügelmarkierter Gänsegeier gelb LN2 vormittags längere Zeit in Kiefer ruhend / sitzend, ab 12:15 Uhr auf der ehem. Deponiehalde frei sitzend und dann Richtung Deponiegebäude segelnd." Quelle: ornitho.de

Und auch zur Frage der Herkunft schreibt Frye etwas: "1. Rückmeldung aus Spanien zu meiner Anfrage: Beringung ist nicht in Region Aragon erfolgt, sondern vermutlich in Region Barcelona. Bestätigung steht von dort aber noch aus."

 
Fotos: Marco Zimmermann, 25.06.2013

Den ganzen Tag über kommen nun Beobachter und wollen (verständlicherweise) den Vogel sehen, so dass die Leitung der Deponie schließlich auf das Betretungsverbot hinweisen muss. Für den Vogel würde das bestimmt kein Nachteil sein ...
Dafür verdanken wir dem "regen Treiben" eine ganze Reihe guter Fotos, die später wieder für den Geierschutz eingesetzt werden können.

 
Fotos: Gerhard Braehmer, 25.06.2013

Henning Kunze, Melanie Termer und Manfred Bögershausen beobachten den Vogel bis 20:45 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich in ein paar Kiefern am Deponieeingang zum Schlafen zurückgezogen. Quelle: ornitho.de

Am 26. Juni 2013 schreibt Ludger Frye in ornitho.de: "Wichtiger Hinweis für Beobachter: Betretungsverbot für Ornithologen beachten - "Hausverbot" erlassen! ABER: Gute Beobachtungsbedingungen vom Zaun von Westseite der Deponie aus gegeben; phasenweise ist Geier aber auch mal nicht zu sehen." Quelle: ornitho.de

An diesem Nachmittag legt er auch mit Genehmigung des Landkreises Vechta und des Deponiebetreibers eine überfahrene Nutria aus und bricht diese auf - als Aas versuchsweise ausgelegt. Am nächsten Morgen ist der Kadaver verschwunden, so dass spekuliert werden darf, ob der Vogel in "Zusammenarbeit" mit Heringsmöwen, Saatkrähen und anderen Rabenvögeln bis zum Einbruch der Dunkelheit ganze Arbeit geleistet haben. Denn Füchse und Wildschweine gibt es auf der Deponie angeblich keine!

Und die Herkunft? Nichts Neues zu erfahren. Aus Aragonien war die Auskunft gekommen: "... wahrscheinlich in Oris (Barcelona, Nord-Spanien) markiert". Ludger Frye wird also dran bleiben.

Auch am 27. Juni 2013 wird der Vogel bis wenigstens 18:30 Uhr von mehreren Beobachtern gesehen. Ludger Frye schreibt: "GG ruht teils schlafend in Kiefer, putzt sich mal etwas oder hält ruhig Ausschau – ob er geschwächt ist, ist nicht zu beurteilen. Herr Schrama beobachtet nachmittags nur einen kurzen Ausflug zum Deponiehügel. Diverse Versuche, an Aas oder Fallwild zu kommen, gestalten sich weiter ziemlich schwierig, da strenge Auflagen vom Kreisveterinäramt einzuhalten sind: Nur Fallwild aus benachbarten Revieren oder aber Bisam sind erlaubt. Gegen 17 Uhr bringt auf Anfrage von Ludger Frye in einer spontanen Hilfeleistung der Bisamfänger Lukas Hoffmann tiefgefrorene und zerstückelt eingeschweißte Bisame vorbei, die er aus ganz Ostfriesland abholt! Diese noch tiefgefrorenen Bisam-Blöcke werden gegen 18 Uhr erneut nahe vom GG ausgelegt, die über Nacht auftauen dürften."

28. Juni 2013: LN2 ist noch da, sitzt allerdings am Morgen immer noch an seinem Übernachtungsplatz. Die Bisam-Stücke wurden von Krähen und anderen Vögeln "angenommen". Ludger Frye konnte jetzt auch einen Reh-Fallwildkadaver besorgen und hofft nun, dass der Geier frisst. Wenn nicht, dann wird man veruschen müssen ihn einzufangen und in eine Pflegestation zu bringen. Vielleicht ist er schon zu sehr geschwächt.
Jetzt ist auch klar, woher der Geier LN2 stammt: Tatsächlich von einer Deponie in Orís im Norden Spaniens, am Rand der Pyrenäen. Er wurde dort am 10. Juni 2012 markiert. Daniel Kratzer konnte das herausfinden. Vielen Dank!
>> Link zum Ort bei GoogleMaps

Übrigens: Sehr spannend ist der Fall des ebenfalls markierten Gänsegeiers M78 auf der Deponie bei Aßlar: Dieser wurde ebenfalls am 10. Juni in Orís markiert und sitzt dort wohl ebenfalls seit Samstag.
Zum Gänsegeier M78 von Aßlar

Am Spätnachmittag kann Ludger Frye positive Nachrichten schicken. Er schreibt: "Endlich richtig gute Nachrichten vom Vechtaer Gänsegeier!!! Mittags war der GG auf die ausgelegten, aufgetauten Bisam-Stücke geflogen und intensiv beim Fressen! Endlich hat er eindeutig Nahrung gefressen, bis er satt war. Anschließend konnten wir gemeinsam den Geier auf der Halde sitzend sehen, viel reger und aktiver sich verhaltend als an den Vortagen. Später saß er südlich der Halde in einer Kiefer, auch dort nicht mehr schlafend, sondern ständig bei der Gefiederpflege oder munter umherschauend: Ihm geht es sichtbar besser! Unsere Rettungsaktion hat somit tatsächlich richtig Erfolg und er wird nicht mehr in Vechta verhungern."
Weitere Rehkadaver wurden an einer gut einsehbaren Stelle positioniert, so dass die Zustands-Kontrolle deutlich einfacher wird. Vielen Dank an Ludger, an Herbert Schrama und Imme Wichelmann für die Mitteilungen!

Am 29. Juni 2013 berichtet die Oldenburger Volkszeitung ausführlich über den "Fall". Zu lesen ist der Bericht hier.

Im weiteren Verlauf des Tages wird der Geier von vielen Personen von außerhalb des Zaunes beobachtet, so dass eine detaillierte Dokumentation aller Berichte in Textform hier nicht mehr möglich ist. Wir zeigen jedoch einen Screenshot der ornitho.de-Übersicht - klicken Sie bitte hier.

Foto: Sigrid Lange, 29.06.2013

Fotos: Eckhard Lietzow, 29.06.2013

Nach 20 Uhr war dann Markus Leinberger noch vor Ort und konnte tolle Beobachtungen und Fotos machen. Auch seine dazu gehörende Fotoserie ist beindruckend.
Technischer Hinweis: Wenn man aufs Bild zeigt, wird für kurze Zeit eine Vergrößerung gezeigt. Nach einem Klick wird einer Vergrößerung in einem neuen Fenster geöffnet.

Fotos: Markus Leinberger

Er schreibt dazu: "Ich konnte den Gänsegeier bei der Nahrungsaufnahme von ca. 20:15 bis 21:15 an dem ausgelegten Kadavern beobachten und bei guten Lichtverhältnissen gute Aufnahmen bei der Nahrungsaufnahme sowie dem Abflug zum "Quartier" machen. Zu Beginn der Beobachtung hat er sich über die um den ausgelegten Rehkadaver verstreuten Stücke der Bisamkadaver hergemacht. Dabei verhielt er sich sehr scheu und schaute sich weit mehr hektisch und nervös um, als Nahrung aufzunehmen. Nach einiger Zeit hat sich eine Möwe (Heringsmöwe?) dazugesellt, die sich langsam angeschlichen hat und wohl auch auf den Kadaver aus war, und es hatte den Anschein, dass sie nicht so richtig wusste, ob sie ihn vertreiben kann. Geier und Möwe haben sich dann anscheinend organisiert, so dass sie dann in einigem Abstand in Ruhe zusammen gefressen und der Geier war sichtlich "relaxter" und hat sich mehr auf die Nahrungsaufnahme konzentriert. Er hat dann langsam das ausgelegte Reh inspiziert, es aber nicht angerührt. Anschließend hat sich die Möwe über das aufgebrochene Reh hergemacht und ist fast ganz hineingeklettert (leider kein Foto bekommen). Der Gänsegeier ist dann auf die Anhöhe der Deponie gelaufen und von dort zurück zu seinem bevorzugten Platz auf der Kiefer an der Anlieferungsstelle der Deponie geflogen. Er machte einen fitten Eindruck."
>> Vielen Dank an Markus für den eindrucksvollen Bericht!

Am 01. Juli 2013 schreibt Ludger Frye in ornitho.de:
"Update 6:00-7:35 Uhr: auf Schlafbaum im Süden der Deponie sitzend, erst noch schlafend, dann Gefiederpflege und umherschauend; um 7:30 Uhr legt H. Schrama nochmals Bisam-Stücke beim Rehkadaver (NABU-Aasfutterbereich als Artenhilfsmaßnahme) aus. Mitbeob.: H. Schrama und W. Koch" - Quelle: ornitho.de

Den ganze Tag über wird der Geier mehrfach beobachtet, wie er in der Thermik segelt. Er macht wohl auch einen "Ausflug" ins Brägeler Moor (ca. 2km).

Am 02. Juli 2013 wird er weiterhin über der Deponie segelnd beobachtet und Ludger Frye teilt gegen 12:30 per E-Mail mit, der Geier sei um kurz nach 12 Uhr letztmals gesehen worden, wie er sich hin der Thermik hochgeschraubt hat und dann in Richtung SW/SSW abgezogen ist. Im Laufe des Tages wird sich dann zeigen, ob er endgültig weg ist oder ob es sich nur um einen weiteren Ausflug gehandelt hat.

 

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